Lichterfelde (Barnim)


Das Dorf Lichterfelde liegt unweit von Eberswalde nordöstlich von Berlin und gehört zur Gemeinde Schorfheide im Landkreis Barnim. Auf Grund von Spuren und Funden wird davon ausgegangen, dass das Gebiet bereits in der Mittelsteinzeit besiedelt war. Erstmals erwähnt wurde der Ort in einer Urkunde von 1277 als Lichterfelte.

Zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung gehörte das Land zum Kloster Chorin, sollte aber ab 1305 durch Tausch an den Landesherrn den Grundstock für ein späteres Rittergut bilden, dessen Besitzer im Laufe der Zeit wechselten. Nach der Familie von Sparr gehörte das Gut den Familien von der Groeben, von der Geuder und Splittgerber.

Im Historischen Ortslexikon für Brandenburg werden zudem die von Ribbeck zu Lichterfelde sowie die Namen Lietzmann und Karbe genannt. Ein Mitglied der Familie Karbe war die märkische Lieder- und Heimatdichterin Anna Karbe, die 1875 leider schon mit 23 Jahren verstarb. Sie wurde auf dem Friedhof in Lichterfelde beigesetzt und hat noch heute hier ein Ehrengrab.

Das Lichterfelder Schloss

Theodor Fontane erwähnt in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" das Lichterfelder Schloss. Dieses wurde in den Jahren 1565 bis 1567 im Auftrag der Brüder Arendt und Christoff Sparr als rechteckiger Backsteinbau mit Putz sowie drei Geschossen und treppenturmartigem Vorbau an der nördlichen Langseite errichtet. So berichtet auch Fontane:

"Was die Treppe angeht, so befindet sich dieselbe bis diesen Tag in einem eigenen, von außen angebauten Treppenhause ...".

Lichterfelde-Schlosshof

Lichterfelder Schloss mit Treppenturm

Das Schloss steht noch immer in Lichterfelde, wurde jedoch in den 1970er Jahren umgebaut und viele Jahre als Oberschule genutzt. Seit 2010 erstrahlt das Gebäude nach einer Außensanierung wieder in neuem Glanz und beherbergt Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche.

Um das Schloss ranken sich verschiedenen Sagen, wie zum Beispiel "Das Schloss ohne Treppe". Demnach nach soll der Baumeister den Bau zunächst ohne Treppe gebaut haben, um den Zugang zu seiner schönen Tochter zu verwehren. Doch wie war es wirklich? Wenn du mehr über das Schloss mit seinen Besonderheiten und die Sagen erfahren möchtest, lies hier weiter.

Die Dorfkirche

Die Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert in unmittelbarer Nähe vom Schloss stößt bei Fontane auf wenig Interesse. Er berichtet einzig über drei Kindergrabsteine aus der Zeit der Familie Sparr im Kircheninneren.

"Sie sind sehr abgetreten, einer so völlig, daß von Inschriftlesen keine Rede mehr sein konnte. Bei den beiden andern entzifferte ich folgendes. Auf dem größeren: »Anno 1606 (oder 1600, wahrscheinlich letzteres) ist geboren Anna Sparr und... 16... in Gott selig entschlafen; der Seele Gott genade.« – Auf dem kleineren: »Anno 1604 den 2. Januar ist geboren Elisabeth Sparrn... entschlafen den 3. Januar um 12 Uhr in der Nacht.«"

Lichterfelde-Dorfkirche-Strasse

Dorfkirche Lichterfelde

Die aus Feldsteinen errichtete Saalkirche ist jedoch recht ansehnlich und für Interessierte an Kirchenarchitektur sicher einen Besuch wert. Die Dorfkirche Lichterfelde wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Es wird vermutet, dass der älteste Teil der Kirche durch Zisterzienser errichtet wurde. Es handelt sich hierbei um den Altarraum, der später durch ein Langhaus aus behauenen Granitsteinen erweitert wurde. Um die 100 Jahre später wurde der Kirchenbau durch einen Querturm aus Feldsteinen ergänzt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erhielt der Turm einen Aufsatz mit einem Pyramidenaufsatz aus Ziegelsteinen.

Genaue Daten für den Bau der Kirche sind schwer zu ermitteln. Der Ort wurde Ende des 17. Jahrhunderts durch plündernde Soldaten heimgesucht, die wohl auch das Kirchenbuch von 1584 bis 1597 vernichteten.

Lichterfelde-Kirchturm-Mauer

Lichterfelde Kirchturm

Bis heute erfuhr das Bauwerk zahlreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten. Unter anderem wurde im Jahr 1728 ein Anbau mit einer Gruft an der Südseite des Chors errichtet, in der sich die Grabkammer der Familie von der Groeben befindet. Die Gräber der Kinder von Sparr, von denen Fontane schreibt, befanden sich bis 1989 im Fußboden neben dem Altar. Heute sind sie an der nördlichen Kirchenwand angebracht.

Das Kirchenschiff hat eine Länge von 14,27 und eine Breite von 9,40 Metern. Der Chorraum ist 9,15 mal 6,70 Meter groß. Der Turm hat eine Grundfläche von 6,30 mal 6,55 Metern und ist 33 Meter hoch. Die Mauern haben eine Stärke von zwei Metern. Der Innenraum der Kirche ist heute beheizbar und bietet 200 Sitzplätze für die Besucher der Kirche.

Das Pfarrhaus

Das Lichterfelder Pfarrhaus ist weit jüngeren Datums als Schloss und Kirche. Es wurde erst im Jahr 1838 erbaut, nachdem vorherige Pfarreien an gleicher Stelle durch verschiedene Ereignisse zerstört wurden.

Lichterfelde-Pfarrhaus

Pfarrhaus Lichterfelde

Das erste Pfarrhaus überlebte einen Blitzschlag nicht, nachdem es schon im 30-jährigen Krieg stark beschädigt worden war. Das im Jahr 1749 stattdessen errichtete Gebäude war nach fast 100 Jahren baufällig.

Der Pfarrer wohnt heute nicht mehr im Pfarrhaus. Die Räume im Erdgeschoss werden seit Ende der 1990er Jahre als Gemeinderäume genutzt. Das Obergeschoss wurde zu einer Mietwohnung umgebaut.


Quellen

* Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil VI, Barnim, Lieselott Enders, Berliner Wissenschafts-Verlag, Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, 1. Auflage 2020
* Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Zweiter Teil: Das Oderland, Von Sparren-Land und Sparren-Glocken, Theodor Fontane, 1879, Online-Version: Projekt Gutenberg



Schick mir bei Fragen eine E-Mail oder erhalte aktuelle Informationen auf Instragram, Facebook oder über den RSS Feed!

Symbol für E-Mail
RSS-Logo