Lauchhammer


Seit fast 300 Jahren gibt es den Ort Lauchhammer. Die gleichnamige Stadt im Süden Brandenburgs entstand allerdings erst im Jahr 1950 durch den Zusammenschluss mehrerer Gemeinden. Sie ist vielen vor allem durch die Produktion von Braunkohlenbriketts und Koks bekannt, eine sehr wesentliche Rolle spielte aber schon lange vorher der Eisenkunstguss.

Die Ursprünge von Lauchhammer

Im Jahr 1925 wurde der 200. Geburtstag Lauchhammers gefeiert. Die Stadt, die wir heute kennen, gab es zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, denn sie entstand erst 1950 durch den Zusammenschluss der vier Gemeinden Lauchhammer, Bockwitz, Dolsthaida und Mückenberg, die heute die Gemeindeteile Lauchhammer-Ost, -Mitte, - Süd- und West bilden. Außerdem gehören verschiedene Ortsteile und Wohnplätze zur Stadt. Mit 13.930 Einwohnern hat Lauchhammer nur rund ein Drittel der Bewohner von Spandau, für diese aber circa 31 Mal mehr Platz als der Berliner Bezirk. Die meisten Menschen leben im Ortsteil Lauchhammer-Mitte, der aus dem ehemaligen Kirchdorf Bockwitz gebildet wurde.

Wie die meisten Orte in der Niederlausitz trägt auch die Stadt Lauchhammer einen sorbischen Namen, und zwar Łuchow.

Die Gründung des ursprünglichen Orts Lauchhammer geht auf ein Eisenhammerwerk zurück, welches Benedicta Margaretha Freifrau von Löwendal im Jahr 1725 mit Genehmigung des sächsischen Kurfürsten August dem Starken unweit ihres Schlosses Mückenberg errichten ließ. Das einstige Schloss steht heute nicht mehr. Es brannte noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs bis auf die Grundmauern nieder. Erhalten sind nur die Reste der Orangerie sowie einiger Wirtschaftsgebäude und die inzwischen restaurierte Schlosskirche. Der Schlosspark wurde nach 1945 zu einem Volkspark umgestaltet, in dem sich unter anderem eine Parkeisenbahn, eine Freilichtbühne, ein Kinderspielplatz, ein Denkmal für die Opfer des Faschismus und ein Kriegerdenkmal für Gefallene aus Mückenberg befinden.

Im Jahr 2017 gründete sich der Schlossensemble Mückenberg e. V. mit dem Ziel, die noch erhaltenen Teile des Schlossensembles vor dem endgültigen Verfall zu retten und wiederaufzubauen.

Lauchhammer-Schlosspark-Schlosskirche
Lauchhammer-Schlosspark-Station und Signalanlage der Parkeisenbahn
Lauchhammer-Schlosspark-Schlosskirche

Skulpturen, Eisengussmöbel, Glocken und Kunstgewerbe aus Lauchhammer

Freifrau von Löwendal, vermutlich eine der ersten Unternehmerinnen der Region, bewies mit dem Bau des Eisenhammers ein glückliches Händchen. Aus einem kleinen Betrieb mit Hochofen und Gießerei entstand die heute noch tätige Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer. Die kunstfertigen Eisengüsse aus Lauchhammer wurden in viele Länder der Welt exportiert. In seinem Reisebericht "Frau Buchholz im Orient", Ende des 19. Jahrhunderts unter den Pseudonym Wilhelmine Buchholz veröffentlicht, schreibt der Autor und Journalist Julius Stinde:

"Da das Schloß bewohnt wurde, durften wir es nur von Außen betrachten, dagegen war der Kiosk betretbar, der als das schönste moderne arabische Gebäude Aegyptens bezeichnet wird. Die offene Mittelhalle und der Springbrunnen sind aus Eisen und in Lauchhammer gegossen. Die Hinfracht allein hat über vierzigtausend Mark nach unserem Gelde gekostet."

Dass das Eisenhammerwerk zur Kunstgießerei wurde, war Freifrau von Löwendals Patensohn Detlev Carl von Einsiedel zu verdanken, welcher das Werk nach ihrem Tode übernommen hatte. Einsiedel war an Kunst interessiert. Neben Kunstgüssen entstanden in Lauchhammer aber weiterhin Dinge für den täglichen Gebrauch, den Bau und die Industrie. Zu den bekanntesten Kunstgüssen, die aus Lauchhammer kommen, gehören:

Fontane-Denkmal Neuruppin
  • Buchenwald-Denkmal von Fritz Cremer
  • Wormser Lutherdenkmal von Ernst Rietschel
  • Tierplastiken im Tierpark Berlin in Friedrichsfelde
  • Skulptur St. Georg im Kampf mit dem Drachen im Berliner Nikolaiviertel
  • Skulptur Helvetia und Geneva von Robert Dorer in Genf, die als Nationaldenkmal der Schweiz gilt
  • Hygieia-Brunnen von Joseph von Kramer im Innenhof des Brandenburger Rathauses
  • Statue Otto von Bismarcks in Lübeck
  • Fontane-Denkmal von Max Wiese in Neuruppin
  • Bronzestandbild Goethe und Schiller von Ernst Rietschel in Weimar
  • Demokratieglocke auf dem Augustusplatz in Leipzig

Des Weiteren wurden bis ins Jahr 2017 Glocken gegossen, die heute noch in vielen Kirchen weltweit erklingen.

Die Geschichte des Kunstgusses wird seit 1993 im Kunstgussmuseum Lauchhammer erzählt. Im ehemaligen Lehrlings- und Gesellenheim der Kunst- und Glockengießerei in der Freifrau-von-Löwendal-Straße können nicht nur zahlreiche Skulpturen sowie Gipse und Metallmodelle betrachtet werden, sondern es gibt auch einen Werksverkauf von historischen Tür- und Fensterbeschlägen, Tierplastiken, Skulpturen, Eisengussmöbel nach Modellen von Karl Friedrich Schinkel, Kerzenständer sowie Wandteller. Neben der Dauerausstellung finden im Museum Sonderausstellungen statt und die Gießerei kann besichtigt werden.

Selbstverständlich hat sich auch die Stadt Lauchhammer mit Kunstgüssen aus der Kunst- und Glockengießerei geschmückt. Hier drei Beispiele:

  • Neuguss der Großen Herkulanerin (auch Frau von Herculaneum genannt); das Original von 1788 wurde beim Schlossbrand 1945 zerstört
  • Pumpe gegenüber dem früheren Pfarrhaus am Dietrich-Heßmer-Platz
  • Neuguss der Germania auf dem Dietrich-Heßmer-Platz; das Original von 1896 war in der Nachkriegszeit zerstört worden
Lauchhammer-Schlosspark-Große Herkulanerin
Lauchhammer-Gemeindezentrum-ehemaliges Pfarrhaus und Lauchhammer-Pumpe
Lauchhammer-Skulptur der Germania auf dem Dietrich-Heßmer-Platz

Lauchhammer mit dem Rad erkunden

Die Stadt Lauchhammer hat fünf Radtouren zusammengestellt, auf denen nicht nur die städtischen Sehenswürdigkeiten und Industriedenkmäler erkundet werden können, sondern auch die Natur der Niederlausitz und die Tagebaulandschaften:

  • Freifrau-von-Löwendal-Tour: Auf einer Länge von rund 26 Kilometern führt die Tour ab Bahnhof Lauchhammer-West unter anderem durch den Schlosspark, am Industriedenkmal Biotürme vorbei, durch den Eisenwerkhof, entlang der Kunstgießerei und des Kunstgussmuseums, über den Dietrich-Heßmer-Platz mit Nikolaikirche, Pfarrhaus und Germania-Standbild.
  • Tagebautour: Rund 35 Kilometer ist die Tagebautour lang. Vom Eisenwerkhof in Lauchhammer-Ost geht es zu verschiedenen interessanten Orten der Tagebaulandschaft, zum Beispiel zum Besucherbergwerk F60 mit der größten Förderbrücke der Welt, zum Bergbaumuseum Schacht Klettwitz und zu mehreren Aussichtspunkten.
  • Elster-Lauch-Tour: Vom Schlosspark in Lauchhammer-West geht es über weite Strecken entlang der Elster zur Elstermühle nach Plessa und zum Badesee im Erholungsgebiet Grünewalder Lauch. Die Tour ist 30 Kilometer lang.
  • Grünewalder-Lauch-Tour: Mit 32 Kilometer ist diese Tour geringfügig länger als die Elster-Lauch-Tour. Vom Campingplatz im Erholungsgebiet Grünewalder Lauch geht es um den Badesee nach Hohenleipisch mit seinen Töpferwerkstätten, durch das Naturschutzgebiet Forsthaus Prösa und zur Greifvogelstation Försterei Oppelhainer Pechhütte.
  • Ruhlander-Heide-Tour: Die Schönheit der Niederlausitzer Heidelandschaft, einer Barockkirche in Kroppen, des Städtchens Ortrand, der Kmehlener Berge und eines Wasserschlosses können auf dieser circa 38 Kilometer langen Radtour entdeckt werden.

Detaillierte Beschreibungen und Routenpläne stehen im Internetangebot der Stadt Lauchhammer zur Verfügung.

Plessa-Elster
Plessa-Elstermühle
Plessa-Elstermühle

So kommst du nach Lauchhammer

Lauchhammer hat zwar keinen direkten Anschluss an die Autobahn, ist aber über die Anschlussstelle Ruhland an der A13 zwischen Berlin und Dresden und die Bundesstraße B169 dennoch gut erreichbar. Von Berlin-Alexanderplatz sind es rund 153 Kilometer bis nach Lauchhammer-Mitte. Vom Dresdner Stadtzentrum sind es sogar nur gut 58 Kilometer.

Der Bahnhof im Stadtteil Lauchhammer-West wird leider aus Berlin und Dresden nicht direkt angefahren. Berliner steigen am besten in Falkenberg/Elster, Elsterwerda oder Senftenberg um. Fahrgäste aus Dresden kommen über Elsterwerda oder Ruhland zum Ziel.

Quellen und Lesetipps

  • Erz und Adel. Zum Leben und Wirken der Freifrau von Löwendal,Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer (Hrsg.), Reinhard Köpping (Autor), Verlag der Kunst Dresden Ingwert Paulsen 2010 (Direktsuche bei Amazon*)
  • Frau Buchholz im Orient, Kapitel Zweiter Aufenthalt in Kairo, Julius Stinde, Verlag von Freund & Jeckel, Berlin 1893 (Direktsuche bei Amazon*)
  • Radwander- und Wanderkarte Lauchhammer, Großenhain und Umgebung: Ausflüge zwischen Ortrand, der Königsbrücker Heide, Radeburg, Meißen, Elsterwerda und Schwarzheide. 1:50000 (Schöne Heimat), Verlag Dr. Barthel, 2022 (Direktsuche bei Amazon*)
  • Schlosspark Lauchhammer-West: Beitrag zur Erforschung der Anlagegeschichte, Bestandsanalyse, Denkmalwert, Künftige Entwicklung, Anke Manthei, VDM Verlag 2009 (Direktsuche bei Amazon*)



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