Bad Wilsnack
Wilsnack war im Mittelalter nach einem Blutwunder ein beliebter Pilgerort und galt als Santiago des Nordens. Heute ist die kleine Stadt in der Prignitz ein Thermalsole- und Moorheilbad. Seit 1929 heißt sie Bad Wilsnack.
- Über Bad Wilsnack
- Die Legende vom Wunderblut
- Bad Wilsnack als Ausgangspunkt für Wanderungen in der Prignitz
- Mit dem Fahrrad von Bad Wilsnack durch die Prignitz
- Anreise nach Bad Wilsnack
- Lesetipps
Über Bad Wilsnack
Während Bad Wilsnack im Mittelalter durch katholische Pilger aufgesucht wurde, sind es mittlerweile vor allem Erholungssuchende, Wanderer und Touristen, die in die kleine Kurstadt am Fluss Karthane kommen. Die Gegend um Bad Wilsnack gehört zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, das sich durch eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt auszeichnet. Die Stadt gliedert sich in mehrere Gemeindeteile, Wohnplätze und den Ortsteil Grube.
Wilsnack erscheint zum ersten Mal urkundlich im Jahr 1384 nach dem Brand der Dorfkirche, der später zum Wunderblut führen sollte. Zu diesem Zeitpunkt stand hier nur ein Dorf. Die Blutwunderhostien waren der Anlass zum Bau einer Wallfahrtskirche, der Wunderblutkirche St. Nikolai, die heute die kleine Stadt überragt.
Der Schriftsteller Friedrich Gottlob Leonhardi berichtet in seinem fünfbändigen Werk "Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie" gegen Ende des 18. Jahrhunderts über Bad Wilsnack als Mediatstadt, die um 1779 nur 177 Häuser und 1.086 Einwohner hatte. Bereits um 1855 war die Einwohnerzahl auf 1.900 angestiegen, heute sind es mit 2.553 Einwohnern nur unwesentlich mehr.
Wirtschaftlichen Aufschwung erfuhr Wilsnack mit Fertigstellung der Eisenbahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg im 1846 und der Entdeckung der Heilwirkung der örtlichen Moorerde. Im Mai 1907 wurde die erste Moorbadeanstalt zur Behandlung verschiedener Krankheiten eingeweiht. Seit 1993 kümmern sich die Mitarbeiter der Elbtalklinik, einer Orthopädie- und Rheumatologie-Fachklinik und des Kurmittelhauses um das Wohl der Patienten. Außerdem gibt es mit der Kristalltherme Bad Wilsnack ein öffentliches Thermal- und Wellnessbad mit Saunalandschaft und Solebädern.
Die Legende vom Wunderblut
Seit Ende des 14. Jahrhunderts verbreitete sich überregional die Legende vom Hostienwunder in Wilsnack. Im Jahr 1383 war die alte Wilsnacker Kirche nach einem Überfall durch den Ritter Heinrich von Bülow abgebrannt. Drei Hostien in einer Altarplatte aus Eiche hatten das Feuer jedoch überstanden und wurden durch den Priester Johannes Calbutz gefunden. Auf jeder Hostie soll ein Blutstropfen erschienen sein. Das Blut wurde mit Jesus Christus in Verbindung gebracht. Die Bluthostien sollen in der Folgezeit für zahlreiche Wunder in der Gegend gesorgt haben. Wilsnack und die später erbaute Wunderblutkirche St. Nikolai wurden daraufhin zum beliebten Pilgerziel.
Johannes Cochläus, ein deutscher Theologe, schrieb um 1512:
An der Havel liegen Havelberg, die Bischofsstadt, und der vortreffliche Landstrich, die Prignitz... Daß sie mit Städten vollgestopft und mit kriegerischem Volk angefüllt sei, versichert Aeneas Sylvius und fügt hinzu, in derselben Diözese sei eine kleine Stadt Wilsnack an einer öden Stelle, wo sich drei Hostien befinden, die von selbst Blut geschwitzt haben sollen. Groß ist daher das Zusammenströmen der Leute dorthin, und die Gelübde der Schiffer werden dort eingelöst, es heißt im Volksmund »Zum heiligen Blut«.
Um das Wunderblut in Wilsnack ranken sich verschiedenen Sagen, wie zum Beispiel Die zwölf Apostel und Die Blutkammer zu Wilsnack
Bad Wilsnack als Ausgangspunkt für Wanderungen in der Prignitz
Bad Wilsnack ist Ziel eines 130 Kilometer langen Pilgerweges ab Berlin. In sieben Etappen geht es zum Beispiel durch Fehrbellin und Kyritz an der Knatter. Der genaue Routenplan sowie Vorschläge für Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke werden auf der Website Weg nach Wilsnack bereitgestellt. Gepilgert wird heutzutage nicht nur aus religiösen Gründen, sondern auch zur Muße und Entspannung.
Der Plattenburgwanderweg verbindet Bad Wilsnack und die Plattenburg miteinander. Der Rundwanderweg ist ingesamt 14 Kilometer lang und in circa 3,5 Stunden zu bewältigen.
Rings um das Storchendorf Rühstädt an der Elbe führt auf einer Länge von rund sechs Kilometern der Rühstädter Elbdeichrundgang. Das circa neun Kilometer entfernte Rühstädt ist vom Bahnhof Bad Wilsnack aus mit dem Bus 960 zu erreichen, der am Wochenende als Rufbus verkehrt.
Mit dem Fahrrad von Bad Wilsnack durch die Prignitz
Bad Wilsnack ist an verschiedene ausgewiesene Radwanderwege angeschlossen, wie an den Radwander-Rundkurs Brandenburgische Elbtalaue, den Elbe-Müritz-Rundweg und den Elberadweg. Die Bischofstour ab Havelberg bringt Radfahrer über Bad Wilsnack bis nach Wittstock/Dosse. Auf einer Strecke von 15 Kilometern erleben Radler auf der Elbdörfertour unter anderem alte Fischerdörfer, das Storchendorf Rühstädt und die Landschaft des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe-Brandenburg.
Anreise nach Bad Wilsnack
Bad Wilsnack ist von Berlin aus am besten mit der Regionalbahn RE2 in Richtung Wismar zu erreichen. Ab Berlin-Hauptbahnhof dauert die Fahrt weniger als anderthalb Stunden. Zusteigen kann man aber auch an den Bahnhöfen Ostkreuz, Alexanderplatz, Friedrichstraße oder Zoologischer Garten und Spandau. Als Alternative ist die Fahrt mit dem Schnellzug in Richtung Hamburg möglich. Man steigt dann in Wittenberge aus und fährt mit der Regionalbahn eine Station zurück.
Mit dem Auto dürfte die kürzeste Route von Berlin aus die Bundesstraße B5 Richtung Perleberg sein. Schneller geht es über die Autobahn A24 bis Abfahrt Pritzwalk und dann über die Bundesstraßen B189 und B107, sofern auf der Autobahn kein Stau ist. Damit muss leider auf dieser Strecke immer gerechnet werden.
Lesetipps
- Die Prignitz - Ein Haus- und Lesebuch, Hanns H. F. Schmidt (Hrsg.), Hinstorff Rostock 1991 (Direktsuche bei Amazon*)
- Die Prignitz. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert, Lieselott Enders, Berliner Wissenschafts-Verlag, Verlag für Berlin-Brandenburg Potsdam 2000 (Direktsuche bei Amazon*)
- Feste im Jahres- und Lebenslauf in der Prignitz, Wolfram Hennies, Die Mark Brandenburg - Verlag für Regional- und Zeitgeschichte 2017 (Direktsuche bei Amazon*)
- Märkische Lebenswelten. Gesellschaftsgeschichte der Herrschaft Plattenburg-Wilsnack, Prignitz 1500–1800, Jan Peters, BWV - Berliner Wissenschafts-Verlag 2007 (Direktsuche bei Amazon*)
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