Die Plattenburg


Die Plattenburg in der gleichnamigen Prignitzer Gemeinde gilt als die älteste noch erhaltene Wasserburg Norddeutschlands. Sie liegt am Fluss Karthane inmitten eines großen Waldgebietes und nahe der Kurstadt Bad Wilsnack.

Geschichte der Plattenburg

Es wird vermutet, dass die Plattenburg um 1200 erbaut wurde. Erstmals urkundlich erwähnt wird sie im Jahr 1319. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie durch Waldemar den Großen, Herrscher der Mark Brandenburg, an den Havelberger Bischof Reiner übertragen. Bis 1548 diente die Burg als Sommerresidenz der Bischöfe von Havelberg. Nach dem Tod des damaligen Bischofs Busso II. von Alvensleben ernannte der Kurfürst Joachim II. seinen erst 18jährigen Sohn Friedrich zum Bischof von Havelberg. Damit ging die Burg an ihn über.

Bereits seit 1535 war Joachim II. Markgraf von Brandenburg. 1539 war er zum lutherischen Glauben übergetreten und hatte in der Mark Brandenburg die Reformation eingeführt. Friedrich starb bereits im Alter von 21 Jahren 1552, nachdem er als Friedrich IV. Fürsterzbischof von Magdeburg und als Friedrich III. Fürstbischof von Halberstadt geworden war. Über die Umstände seines Todes ist nichts bekannt. Gerüchten nach wurde er vergiftet.

Die Plattenburg wurde derweil anderweitig genutzt: Sie diente als Gefängnis für den Priester Joachim von Ellefeld und den Kaplan Lucas Lindenberg, die 1552 mit zwei weiteren Männern die Hostien in der Wilsnacker Wunderblutkirche St. Nikolai zerstört hatten, weil sie die Wunderblutverehrung als Aberglauben ansahen.

Um 1560 verpfändete Kurfürst Joachim die Plattenburg an seinen Kämmerer und guten Freund Matthias von Saldern, der später sogar Lehnsherr des Amtes Plattenburg-Wilsnack wurde. Die Familie von Saldern blieb bis zu ihrer Flucht in den Westen 1945 im Besitz der Burg. Auf dem kleinen Dorffriedhof sind noch Gräber von früher verstorbenen Familienmitgliedern zu sehen.

Nach der Enteignung der von Saldern lebten zunächst Flüchtlingsfamilien auf der Burg. Später diente sie als Ferienlager.

Die Plattenburg heute

Seit 1991 setzt sich der Verein zur Förderung und Erhaltung der Plattenburg e. V. für den Erhalt der Wasserburg ein, die seitdem umfassend restauriert wurde. Heute befinden sich Gästezimmer, ein Museum und ein Trauzimmer in den Räumlichkeiten. Außerdem dient die Burg als Kulisse für Veranstaltungen wie das Mittelalterliche Burgspektakel.

Laut Website der Gemeinde befindet sich in der Burg auch ein Restaurant. Als ich im Juni 2022 dort war, konnte ich davon jedoch nichts entdecken. Eine Burgbesichtigung ist nur auf Anfrage möglich.

Am Fuße der Burg befinden sich Angelteiche und ein Fisch-Shop. Hier erhält man donnerstags bis sonntags frischen und geräucherten Fisch, Wilderzeugnisse und für den kleinen Hunger diverse Fischbrötchen.

Rings um die Burg werden in vielen Häusern Ferienwohnungen vermietet.

Das letzte Mittelalterliche Spektakel auf der Plattenburg mit Markt, Ritterturnieren, Puppenspielern, Komödianten und noch mehr fand im Juni statt. Kommende Termine sind bisher noch nicht bekannt.

So kommt man zur Plattenburg

Die Plattenburg erreicht man am besten mit dem Auto oder zu Fuß beziehungsweise mit dem Fahrrad von Bad Wilsnack aus. Ab Bahnhof Glöwen oder ab Perleberg verkehren die Buslinien 976 und 977 mit Stop an der Plattenburg. Allerdings fährt der Bus nur wenige Mal am Tag.

Wandern und Pilgern zur Plattenburg

Die Plattenburg ist eine Station des Pilgerwegs Berlin-Bad Wilsnack. Dieser beginnt an der Marienkirche oder dem Heilig-Geist-Spital in Berlin-Mitte und führt unter anderem am Schloss Tegel vorbei, durch Hennigsdorf, Fehrbellin, Kyritz und Groß Leppin. Die Strecke gliedert sich in sieben Etappen und ist insgesamt 130 Kilometer lang. Da der Weg nicht an einem Tag bewältigt werden kann, gibt es in verschiedenen Orten organisierte Unterkünfte. Die Pilgerroute und die Adressen der Unterkünfte können der Website Wege nach Wilsnack entnommen werden.

Kürzer ist der Plattenburgweg, ein 14 Kilometer langer Rundwanderweg von Bad Wilsnack zur Plattenburg und wieder zurück. Er beginnt an der Wunderblutkirche, führt vorbei am Pilgerkreuz durch ein Birkenwäldchen und soll an einer Raststätte und einem Forsthaus vorbeiführen. Der Rückweg ist der einstige Postweg, an dem noch eine alte Postsäule zu sehen ist.

Ich bin vom Bahnhof aus gelaufen und habe für den Weg zur Plattenburg etwas mehr als eine Stunde gebraucht. Am Bahnhof hatte ich einen Mann nach dem Weg gefragt, der mich entgeistert fragte: "Wollen Sie etwa zu Fuß dahin?" Diese Erfahrung mache ich häufiger. Schusters Rappen ist nicht mehr zeitgemäß.

Ich ging zunächst die Badstraße in Richtung des Netto-Supermarkts, den man vom Bahnhof aus sieht, dann nach links in die Dr.-Wilhelm-Külz-Straße . Vor dem Restaurant "Deutscher Hof" sah ich das Pilgerkreuz, das anlässlich des 5. Pilgertages im Jahr 2008 aufgestellt wurde. Hier überquerte ich die Straße und ging in den Wald hinein.

Die Wanderwege sind durch eine blaue und eine rot-weiße Raute an einem Baum markiert. Das Waldstück ist nicht groß und nach wenigen Minuten stand ich auf der Parkstraße. Diese ging ich nach links und dann durch den Kiefernweg vorbei an einigen Wohnhäusern und weiter durch den Wald. Der Waldweg ist teilweise sehr sandig und aufgewühlt durch die Reifen von Forstfahrzeugen. Dadurch ist das Gehen hier oft beschwerlich und feste Schuhe sind ein Muss. Der Kiefernmischwald links und rechts des Waldweges ist wunderschön und wirkt teilweise wie ein Urwald. Der Waldboden ist mit den verschiedensten Moosen, Gräsern, Blaubeeren und großen Farnen bewachsen. Unterwegs stehen immer wieder Bänke für eine kurze Rast.

Die Wanderwegmarkierung habe ich nicht mehr gesehen, sondern bin einfach dem breiten Weg gefolgt, bis ich von weitem das Dorf Plattenburg sah. Nach einem kurzen Gang durch das Dorf auf der Burgstraße erreichte ich die Brücke zur Plattenburg.

Mit dem Fahrrad auf der Bischofstour zur Plattenburg

Die passende Radtour ab Havelberg über Bad Wilsnack, Plattenburg, Pritzwalk nach Wittstock/Dosse heißt Bischofstour. Der Weg über ausgebaute Radwege ist circa 108 Kilometer lang. Der Waldweg von Bad Wilsnack zur Plattenburg ist sehr sandig und dadurch zum Fahrradfahren nicht gut geeignet.

Lesetipps

  • Die Prignitz - Ein Haus- und Lesebuch, Hanns H. F. Schmidt (Hrsg.), Hinstorff Rostock 1991 (Direktsuche bei Amazon*)
  • Die Prignitz. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert, Lieselott Enders, Berliner Wissenschafts-Verlag, Verlag für Berlin-Brandenburg Potsdam 2000 (Direktsuche bei Amazon*)
  • Feste im Jahres- und Lebenslauf in der Prignitz, Wolfram Hennies, Die Mark Brandenburg - Verlag für Regional- und Zeitgeschichte 2017 (Direktsuche bei Amazon*)
  • Märkische Lebenswelten. Gesellschaftsgeschichte der Herrschaft Plattenburg-Wilsnack, Prignitz 1500–1800, Jan Peters, BWV - Berliner Wissenschafts-Verlag 2007 (Direktsuche bei Amazon*)



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