Die gestohlene Katze


Eine Sage aus Fahrland, Landkreis Potsdam

Ein Knecht aus Fahrland fuhr einmal Getraide nach Potsdam, und verkaufte es dort auf dem Markte. Als dies geschehen war, spannte er seine Pferde aus und brachte sie wie gewöhnlich in den Stall eines ihm bekannten Brauers. Hier bemerkte er eine große schwarze Katze, die ihm sehr gefiel, und da man dergleichen Thiere zu nehmen nicht für Diebstahl hält, so lockte er sie an sich, fing sie und nahm sie mit nach Hause, damit sie seine Stallkatze würde.

Als er hier ankam, brachte er sie in die Stube des Bauern, damit sie sich erst an die Hausbewohner gewöhne, setzte ihr Milch vor und streichelte ihr den Rücken, so daß sie einen krummen Buckel machte und es ihr bereits ganz wohl zu werden anfing. Drauf legte sie sich hinter die Hölle und schlief ein.

Mitten in der Nacht, es war grade zwischen zwölf und eins, wacht der Bauer auf, denn er hört, daß es von der Hölle her ganz laut ruft: »Watt sall ick denn brengen? Watt sall ick denn brengen?« »I, sagt der Bauer, einen halben Scheffel Waizen!« und schläft wieder ein. Nicht lange, so hört er's wieder rufen, und sagt diesmal einen halben Scheffel Gerste, darauf verlangt er noch andres, bis es endlich im Thurm eins schlägt, die Stimme nicht mehr fragt und er wieder in Schlaf fällt.

Früh Morgens, als er aufwacht, findet er Waizen, Gerste und alles übrige Verlangte vor der Thür stehn, und will sich eben recht über die prächtige Katze freuen, als der Brauer, dem einer gesagt haben mußte, daß sie der Knecht mitgenommen, sie ihm abfordern und zugleich dem Knecht verkündigen läßt, daß er sich nie wieder unterstehen solle, irgend etwas von seinem Hofe mit wegzunehmen.

Die Katze war nämlich ein Kobold und darum konnte auch der Brauer über ihren Raub mit Recht erzürnt sein.

Aus: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin: Reimer, 1843, e-book-Sammlung zeno.org

*Die ursprüngliche Schreibweise und Rechtschreibung wurden beibehalten.
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