Dreikönigstag, Großneujahr und Sternkieker


Der 6. Januar ist den meisten als der Dreikönigstag oder Tag der Heiligen Drei Könige bekannt. In der evangelischen Kirche wird dieser Tag auch Epiphanias oder Fest der Erscheinung genannt. In einigen Regionen, wie in der Uckermark, wurde er früher als Großneujahr gefeiert. Die zwölf Tage zwischen Weihnachten und Großneujahr wurden die Raunächte oder die Zwölften genannt und in ländlichen Regionen lebten früher in dieser Zeit vielfach alte heidnische Bräuche weiter, denn das Fest der Wintersonnenwende fiel schließlich mit dem christlichen Weihnachtsfest zusammen.

Großneujahr und Sternkieker in der Uckermark

Im uckermärkischen Volksglauben fand der Jahreswechsel erst nach den Zwölften statt, also am 6. Januar. Daher wurde dieser Tag auch Großneujahr genannt und ähnlich wie zum Neujahrstag wurde noch einmal ordentlich getafelt und man beglückwünschte sich gegenseitig. Während in anderen Regionen nach Weihnachten bis zum 6. Januar die Sternensinger durch die Gegend zogen, waren es in der Uckermark die Sternkieker. Sie begleiteten drei Kinder, die als die Heiligen Drei Könige verkleidet waren und Kronen aus Papier trugen. Die Verkleidungen konnten sich von Ort zu Ort unterscheiden. In Angermünde wurden anstelle der Kronen Turbane getragen, da die Bibel nicht von drei Königen, sondern von drei Weisen aus dem Morgenland berichtet. Teilweise hatten sich die Könige oder Weisen das Gesicht schwarz angemalt und trugen an einem Stab einen Stern aus Goldpapier. Ein üblicher Spruch statt Gesang zu dieser Zeit war:

Wir sind die drei Könige (Weisen) aus dem Morgenland,
die Sonne, die hat uns so schwarz gebrannt.
Der Stern, der will nicht stille stehen,
wir müssen heute Abend noch weiter gehen.

In einigen Orten wie Schwedt und um Templin herum, zogen die Sternsinger bereits vor Weihnachten von Tür zu Tür.

Orakel und Sterndreher im Havelland

Im Havelland galt die Zeit zwischen Weihnachten bis zum 6. Januar den Menschen in früheren Zeiten als Prophezeiung für das folgende Jahr. Was an diesen zwölf Tagen geträumt wurde, sollte die Vorhersage für jeden Monat bilden.

Zwischen Neujahr und dem 6. Januar zogen die Sternsinger als Begleiter der Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar in Rathenow von Haus zu Haus. Ein junger Bursche trug einen Stern an einer Stange, der durch das Ziehen an zwei Schnüren durch zwei weitere Personen gedreht wurde. Vor jedem Haus wurde gegen eine Spende beispielsweise in Form von Gebäck gesungen.

Weihnachtssinger und Sternsinger in der Niederlausitz

In der Niederlausitz, insbesondere im Kreis Beeskow, verkleideten sich Kinder nach Weihnachten als Hirten und sangen vor den Häusern Weihnachtslieder. Dabei trugen sie einen Weihnachtsstern vor sich her. Für den Gesang wurden sie mit Naschereien belohnt.

Beginn der Faschingssaison im Fläming

Im Fläming begann bereits am 6. Januar die Faschingssaison, die erst am Aschermittwoch ihr Ende fand. Das hatte rein pragmatische Gründe. Denn damit in jedem Dorf zum Faschingsfest Musikanten aufspielen konnten, fanden die Feiern reihum statt. In manchen Dörfern soll sogar mehrmals gefeiert worden sein.

Lies hier weiter, wenn du mehr zum Brandenburger Aberglauben in den Rauhnächten erfahren möchtest.

Quellen

* Havelländer Jahreslauf - Bräuche und Rezepte, Erika Guthjahr, Heimatverlag Guthjahr, Rathenow 1994
* Im Fläming. Geschichte und Geschichten, Teil 2, Günter Koppehele, Treibgut Verlag 2020 (Direktsuche bei Amazon*)
* So ist's Brauch. Bräuche und Traditionen im Jahreslauf in der Uckermark und im Barnim, Dr. Lutz Libert, Verlagsbuchhandlung Ehm Welk 2019 (Direktsuche bei Amazon*)
* Sorbische Weihnacht, Martin Walde, Domowina-Verlag 1994 (Direktsuche bei Amazon*)



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