Fasching in Brandenburg
Die Fastnacht geht dem Aschermittwoch voran, der in der katholischen Kirche die vierzigtägige Fastenzeit einläutet. Schon im Mittelalter fanden an den Tagen vor Beginn des Fastens große Feste mit Umzügen und Fastnachtsspielen statt. Im Zuge der Reformation verloren in Brandenburg und anderen protestantischen Regionen einige Traditionen an Bedeutung. Stattdessen bildeten sich neue Bräuche heraus oder ganz alte wurden wiederbelebt.
- Fastnacht in der Uckermark
- Rosenmontag und Fastnacht in der Niederlausitz
- Rosenmontag und Aschermittwoch im Havelland
- Fastnacht im Fläming
- Fasching in der Prignitz
- Karnevalsvereine in Berlin und Brandenburg
Fastnacht in der Uckermark
In der Uckermark und im Barnim gingen zur sogenannten Fast'l-Nacht vermummte Gestalten um, darunter der Fastnachtsbär, der dem Pelzbock aus der Weihnachtszeit ähnelte. Dr. Lutz Libert vermutet in "So ist's Brauch", dass manche Fastnachtsbräuche sogar auf die vorchristliche Zeit zurückgingen und mit ihnen die Verabschiedung des Winters und die Begrüßung des Frühjahrs gefeiert wurden. So brannten in manchen Dörfern Strohpuppen als Vertreterinnen des Winters oder sie wurden ins Wasser geworfen. Bekannt waren auch Umzüge, die durch einen als Hexe verkleideten jungen Mann angeführt wurden.
Wie bereits bei den Heischegängen zur Weihnachtszeit wurden zu Fastnacht milde Gaben gesammelt. Häufig waren es Mägde und Knechte, die durchs Dorf zogen und unter Gesang Eier, Schinken, Speck und Würste einsammelten.
Auch in der Stadt Angermünde gab es laut Lutz Libert Fastnachtsumzüge. Zwischen 1986 bis 2012 hatte Angermünde sogar einen Karnevalsclub mit dem Karnevalsruf Rucki Zucki – Olé! In Prenzlau wird auch heute noch Karneval gefeiert, organisiert seit 1979 durch den Prenzlauer Carneval Club.
Rosenmontag und Fastnacht in der Niederlausitz
In der Niederlausitz fanden früher am Rosenmontag Umzüge statt, angeführt durch Blaskapellen. Zur Fastnacht am Dienstag wurde gezampert. Wie bei den Heischegängen in der Uckermark zogen beim Zampern Jugendliche und Erwachsene verkleidet durch die Dörfer und sammeln dabei Geschenke in Form von Eiern, Speck, Bier, Wein und Schnaps ein. Auch hier sind einige Verkleidungen bereits aus der Weihnachtszeit bekannt, wie der Erbsstrohbär und der Schimmelreiter. Alles, was gemeinsam eingesammelt wurde, verzehrten die Zamperer zum Schluss in feucht-fröhlicher Runde.
In sorbischen Gebieten war es während des Umzugs üblich, Zuschauer und Passanten leicht mit Weiden- oder Birkenruten zu schlagen. Durch das Rutenschlagen sollten die Wintergeister vertrieben werden und Platz für den Frühling machen. Mitgeführte Besen dienten dem Hinausfegen des Winters.
Die wendische oder sorbische Fastnacht wird Zapust genannt und findet auch heutzutage noch statt.
Rosenmontag im Havelland
In "Havelländer Jahreslauf" erzählt Erika Guthjahr, dass im Havelland bis 1945 nur Maskenbälle gefeiert wurden, der Rosenmontag oder der Fastnachtsdienstag aber keine Rolle spielten. Maskenbälle wurden zum Beispiel durch Turnvereine und Anglerverbände organisiert. Bis zur Demaskierung um Mitternacht bestand Verkleidungszwang. Heischegänge gab es wohl bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts auch im Havelland, aber erst am Aschermittwoch. Kinder gingen mit Ruten durchs Dorf und erbaten Schmalzgebäck in Form von Pfannkuchen und Brezeln.
Fastnacht im Fläming
In den Dörfern des Fläming sollen in früheren Zeiten die Vorbereitungen für die Fastnacht schon kurz nach Neujahr begonnen haben. Bis zum Fastnachtsdienstag wurde an jedem Wochenende im Gasthaus eines anderen Ortes bei Musik und Tanz gefeiert. Während sich die Jugend hier bereits am Nachmittag vergnügte, trafen sich die älteren Leute bei Bekannten und Verwandten zu Hause und machten es sich bei Kaffee und Gebäck gemütlich. In der Regel gab es Pfannkuchen und Klemmkuchen, eine Art Waffeln aus Roggenmehl, Wasser, Salz und ausgelassenem Speck.
Zum Abendbrot unterbrachen die Jugendlichen den Tanz und gesellten sich den Eltern und Großeltern hinzu, um sich an Wurst, Braten, Schinken und allerlei anderen Köstlichkeiten zu stärken. Dann ging es zurück zum Tanz und diesmal waren auch die Älteren dabei. Damit war das Gelage nicht zu Ende, denn um Mitternacht wurde nochmals aufgetafelt und hinterher weitergetanzt. Nicht selten gingen die Feiern bis zum nächsten Morgen.
Am nächsten Vormittag ging es trotz wenig Schlafs weiter. Jugendliche zogen verkleidet durchs Dorf und erbettelten sich Wurst, Eier, Speck und Getränke verschiedenster Art für den gemeinschaftlichen Verzehr. Das, was in der Uckermark das Zampern war, hieß im Fläming Zempern. Die Verkleidungen waren ebenfalls von den Umzügen aus der Vorweihnachtszeit bekannt. Unter anderem waren es der Bärenführer, die Kiepenfrau und der Schimmelreiter.
Fasching in der Prignitz
Umzüge und Heischegänge fanden in der Vorfastenzeit auch in der Prignitz statt. Während in den Städten vorwiegend Handwerksgesellen die Umzüge anführten, machten sich in den Dörfern Mägde und Knechte verkleidet auf den Weg und sammelten Wurst, Eier und anderes für ein gemeinsames Festmahl. Ein Bär gehörte ebenfalls zum Gefolge, wie es auch aus anderen Brandenburger Regionen bekannt ist.
Faschingsfeiern wie im Rheinland sind aus der Prignitz erst ab Mitte der 1950er bekannt. Unter dem Motto "Drei Tolle Tage" wurde im Februar 1956 bei einem Festumzug in Perleberg ausgelassen gefeiert. Schon bald wurden Perleberg, Wittenberge und Lenzen zum Mittelpunkt karnevalistischen Treibens im Landkreis. Gefeiert wird auch heute noch mit Prinzenpaar, Umzügen und Schlüsselübergabe an den Rathäusern. Maskenbälle wie im Havelland waren allerdings schon lange vorher bekannt.
Karnevalsvereine in Berlin und Brandenburg
In der DDR und damit auch in Brandenburg spielten Karnevalsumzüge und Fastnachtsbräuche ab Ende der 1950er Jahre viele Jahre keine Rolle, wenngleich in Kindergärten und Schulen Fasching mit Verkleidung gefeiert wurde. Ab den 1970er Jahren fanden in Brandenburg allmählich wieder Faschingsumzüge statt und der Karneval diente mit hintergründigen Witzen und feinsinnigen Sprüchen als Ventil für Kritik am eigenen Staat.
Seit 1990 haben Berlin und Brandenburg einen eigenen Karnevalverband, welcher im Bund Deutscher Karneval e. V. (BDK) organisiert ist. Im Karnevalverband Berlin-Brandenburg sind derzeit sechs Regionalverbände vertreten, denen rund 140 örtliche Karnevalsvereine aus Berlin und vielen Orten Brandenburgs angehören.
Die Regionalverbände von Berlin-Brandenburg
- Festkomitee Berliner Karneval e.V.
- Karneval-Verband Lausitz e.V.
- Karnevalverband Mark Brandenburg e.V
- Interessengemeinschaft Prignitz
- Interessengemeinschaft Märkisch-Oderland "Die närrischen Acht"
- Interessengemeinschaft Oberhavel "Karnevalistischer Rat Oberhavel"
Karnevalsvereine sind zum Beispiel:
- Brandenburger Karnevals-Club Havelnarren (Brandenburg an der Havel)
- Beetzer Carneval Club
- Berliner Karnevalsgesellschaft von 1978 „Fröhliche Elf“
- Berliner Carneval-Verein 1968 e.V.
- Narrenkappe Berlin e.V.
- Karnevalclub Altdöbern e.V.
- Großräschener Carnevals-Club „Rot-Weiß“
- Mittenwalder Karnevalsverein „Rot-Weiß-Grün“ e.V.
- Lübbenauer Karnevals Club e.V.
- Beelitzer Carnevalclub e.V.
- Carneval Club Jüterbog e. V.
Quellen:
* Havelländer Jahreslauf - Bräuche und Rezepte, Erika Guthjahr, Heimatverlag Guthjahr, Rathenow 1994
* Im Fläming - Geschichte und Geschichten, Teil 1, Günter Koppehele, Treibgut Verlag, Berlin 2017
* Prignitzer Bräuche im Jahres- und Lebenslauf, Wolfram Hennies, Die Mark Brandenburg - Verlag für Regional- und Zeitgeschichte, Berlin 2017
* So ist's Brauch. Bräuche und Traditionen im Jahreslauf in der Uckermark und im Barnim, Dr. Lutz Libert, Verlagsbuchhandlung Ehm Welk, Schwedt 2019
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