Glas aus Brandenburg


Die Herstellung von Glas hat in Brandenburg eine lange Tradition, auch wenn sie nicht an die Glastraditionen von Thüringen, Sachsen und Böhmen heranreicht. In Manufakturen, Glasbläsereien und Glashütten wurden ab Ende des 18. Jahrhunderts Glasprodukte produziert, die nicht mehr nur für Reiche und Adlige bezahlbar waren. Der märkische Sand eignete sich als Rohstoff für die Glasherstellung gut und zur Befeuerung der Schmelzöfen war reichlich Holz in den Brandenburger Wäldern vorhanden. Im 17. Jahrhundert machte der Alchemist Johann Kunckel durch die Erfindung des Goldrubinglases aus Potsdam von sich reden.

Goldrubinglas aus Potsdam

Rotes Glas gab es bereits in der Antike, aber erst Johann Kunckel stellte gegen Ende des 17. Jahrhunderts ein rubinrotes Kristallglas her, welches mit Gold eingefärbt wurde. Kunckel stammte aus einer Glasmacherfamilie und hatte vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg eine Glashütte auf dem Hakendamm bei Potsdam gepachtet, der heutigen Friedrich-Engels-Straße in der Teltower Vorstadt. Neben den Goldrubingläsern, die einzig dem Großen Kurfürsten vorbehalten waren, wurden in der Glashütte rote Glasperlen produziert, Corallen genannt. Diese waren für den Tauschhandeln mit Eingeborenen in der westbrandenburgischen Kolonie Groß Friedrichsburg gedacht, den die Brandenburg Guinea´sche Compagnie verwaltete.

Johann Kunckel wurde für seine Arbeit vom Kurfürsten 1685 mit der Insel Pfauenwerder (heute Pfaueninsel) im Wannsee belohnt, auf der er eine weitere Glashütte gründete, in der noch feineres Rubinglas sowie Zier- und Gebrauchsglas in anderen Farben entwickelt wurde. Die Glashütte und Kunckels Laboratorium brannten vier Jahre später ab. Nur ein Gedenkstein und die Sage "Die Pfaueninsel" erinnern heute noch an Kunckels Wirken auf der Insel.

Blick auf die Pfaueninsel. Das Schlösschen gab es zu Kunckels Zeiten noch nicht.

Einige frühe Glashütten in Brandenburg

Die älteste Glashütte in Brandenburg soll in der Schorfheide gestanden haben. Sie wurde um 1577 nahe der Burg Grimnitz errichtet. Eine weitere entstand auf Veranlassung des Kurfürsten Joachim Friedrich im Jahr 1601, der hier Glas durch Glasmacher aus Böhmen herstellen ließ und eine dritte wurde um 1603 erbaut.

Bei Chorin im Barnim gab es bis 1772 zwei Glashütten: ab 1706 die Königliche Glashütte, deren Bau die Gründung des Ortes Senftenhütte begründete und ab 1747 eine Glashütte direkt in Chorin.

In Dellen, heute Templin, Ortsteil Groß Dölln, stand ab 1729 eine Glashütte, die leider 1742 abbrannte und nicht wiederaufgebaut wurde. In Annenwalde bei Templin wurde zwischen 1755 bis 1865 grünes Hohlglas produziert, zunächst in einer Königlichen und dann in einer privaten Glashütte.

Weitere Orte mit Glashütten im 18. Jahrhundert und ihre Produktionsschwerpunkte waren unter anderem:

  • Baruth/Mark (damals noch Sachsen): runde Fensterscheiben, Trinkgläser und Geschirr
  • Himmelpfort: grünes Hohlglas, Trinkgläser, Tafelglas, farbige Glaswaren
  • Neustadt an der Dosse: Spiegelglas
  • Drewitz, heute Ortsteil von Potsdam: Fensterglas, Spiegelglas, Flaschen, Kristallglas
  • Pinnow, Ortsteil von Borgsdorf bei Oranienburg: Rubinglas, Kristallglas, Glasperlen
  • Zechlin in Ostprignitz-Ruppin: Kristallglas, Flaschen, Lampenglocken, Gebrauchsglas, grünes Hohlglas
  • Zerpenschleuse bei Liebenwalde: Tafelglas, Trinkgläser
  • Werder (Havel): nicht sicher, aber wahrscheinlich Flaschen
  • Berlin-Charlottenburg: Flaschen
  • Berlin-Köpenick: Tafelglas, Hohlglas, Pressglas, Schleifglas

Die meisten Glashütten haben die Industrialisierung nicht überlebt und in vielen Orten weist heute kaum noch etwas auf die Glasherstellung hin. Die Glashütte in Annenwalde wurde im Jahr 2000 für Glasbläser wiederrichtet. Heute befindet sich allerdings eine Werkstatt für Fusingglaskunst in den Räumen.

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Buchtipps

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  • Genial. Erfindungen aus Berlin und Brandenburg, Petra Kabus, Constanze Schröder, CULTURCONmedien 2010 (Direktsuche bei Amazon*)
  • Johannis Kunckelii Ars Vitraria Experimentalis, oder Vollkommene Glasmacher-Kunst, Johann Kunckel, Forgotten Books (Classic Reprint) 2018 (Direktsuche bei Amazon*)
  • Vollständige Glaßmacherkunst: Zweiter Teil, Johann Kunckel, hansebooks; Nachdruck der Ausgabe von 1785 Edition 2017 (Direktsuche bei Amazon*)
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