Himmelfahrt
40 Tage nach dem Osterfest wird im Christentum die Fahrt von Jesus Christus in den Himmel gefeiert. Das ursprünglich rein religiöse Fest wurde im Lauf des letztens Jahrhunderts immer mehr zur profanen Feier, für die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg der Name Vatertag aufkam, vermutlich als Gegenentwurf zum Muttertag. Wie überall in Deutschland haben sich auch in Brandenburg verschiedene Bräuche für diesen Tag durchgesetzt.
Umzüge und Prozessionen
Zu Himmelfahrt unternehmen junge Männer in Brandenburg traditionell Ausflüge in die Umgebung und kehren anschließend in ein Ausflugslokal ein.
Einst wie heute geht es oft mit einem Pferdewagen, einem Bollerwagen oder per Rad los und reichlich Getränke als Wegzehrung befinden sich an Bord.
Dr. Lutz Libert vermutet in "So ist's Brauch", dass die Umzüge und Herrentagspartien auf Reiterumzüge und religiöse Prozessionen zurückgehen. Wolfram Hennies sieht in "Feste im Jahres- und Lebenslauf in der Prignitz" hingegen den Ursprung in der Kneipen- sowie Wanderkultur, die sich ab Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts in großen Städten entwickelten.
In der Prignitz gehören zur Ausstattung bei einem Himmelfahrtsausflug Hüte und Krückstöcke, an denen Fahrradklingeln befestigt sind. Beliebt ist das Schmücken der genutzten Fahrzeuge mit Fliederblüten oder Birkengrün.
Die Herrenpartien finden zwar in vielen Orten auch heute noch statt, aber zunehmend wird der Himmelfahrtstag für Familienausflüge genutzt, bei denen dem Alkohol weit weniger zugesprochen wird.
Pimpinellen und Kreuzkraut
Im Havelland sagte man früher, dass der Himmelfahrtstag günstig für die Liebe und die Ehe wäre. Junge Mädchen machten sich auf die Suche nach Pimpinellen und Kreuzkraut als Himmelfahrtsblumen. Wer hier fündig wurde, konnte mit einer baldigen Hochzeit rechnen.
Die Pimpinellen, auch Pimpernellen oder Bibernellen genannt, sind Doldenblütler. Sie können leicht mit dem Giersch oder der Wilden Möhre verwechselt werden. Es gibt rund 150 Arten.
In der Uckermark suchten jugendliche Schüler nach Pimpinellen. Wer die größte Pimpinellenwurzel ausgrub, wurde zum König gekürt und lud Mitschüler sowie Lehrer zum Essen ein. Bei Oderberg gibt es sogar einen Pimpinellenberg. Wer hier die längste Wurzel ausgrub, wurde mit einem Preis belohnt. In Eberswalde, Havelberg, Beelitz und Luckau war der Pimpinellenbrauch ebenfalls bekannt.
Gurken und Kürbisse
In der Prignitz vermied man aus Angst vor einem Blitzschlag zwar das Mähen am Himmelfahrtstag, aber stattdessen sollten die Aussaat von Gurken oder Kürbissen zu besonders großen Exemplaren und reicher Ernte führen.
Quellen
* Feste im Jahres- und Lebenslauf in der Prignitz, Wolfram Hennies, Verlag für Regional- und Zeitgeschichte Die Mark Brandenburg, Berlin 2017 (Direktsuche bei Amazon*)* Havelländer Jahreslauf - Bräuche und Rezepte, Erika Guthjahr, Heimatverlag Guthjahr, Rathenow 1994
* Im Fläming, Teil 1, Günter Koppehele, Treibgut Verlag, Berlin 2017 (Direktsuche bei Amazon*)
* Im Fläming, Teil 2, Günter Koppehele, Treibgut Verlag, Berlin 2020 (Direktsuche bei Amazon*)
* Osterstüpen, Hochtid, Gausbraden. Bräuche aus der Uckermark / herausgegeben vom Brandenburgischen Kulturbund e.V. Templin, Schibri-Verlag, Uckerland 1998 (Direktsuche bei Amazon*)
* So ist's Brauch. Bräuche und Traditionen im Jahreslauf in der Uckermark und im Barnim, Dr. Lutz Libert, Verlagsbuchhandlung Ehm Welk, Schwedt 2019
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