Ostern in Brandenburg
Ostern - Woher kommt der Name?
Als Fest der Auferstehung von Jesus Christus ist Ostern eine der wichtigsten Feierlichkeiten der westlichen Kirchen. Seinen Ursprung hat das Fest im jüdischen Pessach, bei dem der Auszug der Kinder Israels aus Ägypten und damit aus der Sklaverei gefeiert wird. Die Vermutung, dass der Name Ostern in Zusammenhang mit der germanischen Göttin Ostara steht, konnte wissenschaftlich nicht belegt werden.
Der englische Kirchenhistoriker Beda Venerabilis erklärte im 8. Jahrhundert den Namen der Göttin Eostrae zur Vorlage für den Begriff Ostern, aber auch diese Auslegung ist umstritten. Dr. Lutz Libert mutmaßt in "So ist's Brauch", dass die Himmelsrichtung Osten als Namensgeber für das Fest diente, denn im Osten geht die Sonne auf. Namensforscher verweisen laut Libert indessen darauf, dass die nordgermanischen Wörter ausa (gießen) und aust (begießen) schließlich zum Wort Ostern führten.
Schaut man sich die Bezeichnung für Ostern in anderen Sprachen an, gibt es hier keine Ableitungen von Frühlingsgöttinnen wie Ostara oder Eostrae, sondern die Namen beziehen sich beispielsweise wie das niederländische Pasen, das italienische Pasqua, das spanische Pascua und das dänische påske eindeutig auf das Pessach-Fest, welches auch Passah, Passa oder Pascha genannt wird.
Wann wird Ostern gefeiert?
Ostern gehört zu den sogenannten beweglichen Feiertagen. Das heißt, das Kalenderdatum ist nicht fest, sondern das Osterfest folgt seit dem Jahr 1091 auf die 40-tägige Fastenzeit, die nach dem Aschermittwoch beginnt beziehungsweise auf den ersten Vollmond im Frühling. Eingeläutet wird die Osterzeit mit dem Palmsonntag und der an diesem Tag beginnenden Karwoche mit dem Gründonnerstag und dem Karfreitag. Die Fastenzeit endet am Karsamstag. Der Ostersonntag wird als der Tag gefeiert, an dem Jesus von den Toten auferstand.
Osterbräuche in Brandenburg
Das Osterei und der Osterhase sind die wichtigsten Symbole, die wir heute mit der Osterzeit verbinden. Das Ei gilt allgemein als Fruchtbarkeitssymbol, soll aber auch die Auferstehung von Jesus Christus symbolisieren.
Im Volksglauben wurde Eiern, die in der Osterzeit gelegt wurden, besondere Kräfte nachgesagt. Der Verzehr von Eiern, die am Gründonnerstag gelegt wurden, sollte vor vielen Krankheiten schützen, berichtet Wolfram Hennies in "Feste im Jahres- und Lebenslauf in der Prignitz". Spreewälder ließen früher Hühnereier vom Pfarrer segnen, welche an diesem Tag gelegt worden waren. Zu Ostern wurden diese dann an Ackerrändern vergraben, um eine reiche Ernte zu garantieren.
Ab dem 17. Jahrhundert setzte sich der Osterhase als Überbringer der Ostereier in Brandenburg durch. Diese Tradition soll vom Oberrhein und aus der Pfalz übernommen worden sein. Die Brandenburger Osterbräuche beziehen sich jedoch nicht nur auf den Ostersonntag, sondern beginnen bereits in der sogenannten stillen Woche, der Karwoche.
Bräuche in der Karwoche
Im Barnim und in der Uckermark begannen die Feierlichkeiten bis zur Reformation mit Prozessionen, bei denen zunächst ein echter und später dann ein hölzerner Esel mitgeführt wurde, auf dem eine Figur von Jesus als Reiter saß. Dieser Brauch wurde laut Dr. Lutz Libert im 18. Jahrhundert polizeilich verboten. An den Abenden der Karwoche zogen junge Mädchen aus der Eberswalder Region durch die Ortschaften und sangen Kirchenlieder. In Burg im Spreewald trafen sich die Mädchen zum gemeinsamen Singen von Passionsliedern in einer Spinnstube, die sich in der Nähe der Kirche befand.
Bräuche am Gründonnerstag
Am Gründonnerstag wurde in der Uckermark einem alten Brauch aus dem 14. Jahrhundert folgend, vorwiegend grünes Gemüse und Kräuter verzehrt. Hier kamen bevorzugt eine Suppe aus mindestens sieben Kräutern oder Eier auf den Tisch, die mit Schnittlauch dekoriert waren. Aus der Prignitz wird berichtet, dass am Gründonnerstag bevorzugt Pfannkuchen gegessen wurden, welche mit Schnittlauch gefüllt waren.
Wer im Spreewald das ganze Jahr über frei von Fieber und Zahnschmerzen sein wollte, musste am Gründonnerstag fasten. Das Verspeisen von grünem Gemüse an diesem Tag sollte hingegen den Geldbeutel füllen. Abergläubige, die Angst davor hatten, Eselsohren zu bekommen, aßen am besten Spinat, Rüben und Honig. Im Havelland hieß es ebenfalls, dass am Gründonnerstag Grünes gegessen werden muss. Beliebte Mahlzeiten waren Spiegeleier mit Spinat und grüne Bohnen, die auch aus der Konservendose sein durften. Einer alten Bauernweisheit nach, sollte das Würzen mit neun frischen Kräutern zu einem langen Leben verhelfen.
Der Gründonnerstag war und ist kein Feiertag. Dennoch hieß es in der Uckermark, im Barnim, im Spreewald und in der Prignitz, dass manche Arbeiten an diesem Tag Unglück bringen würden. Insbesondere sollte am Gründonnerstag nicht gebacken und Wäsche gewaschen werden. Vom Glück begünstigt waren hingegen Feld- und Gartenarbeiten. Im Spreewald stand auch das Sammeln von Kräutern an diesem Tag unter einem guten Stern, denn diese sollten besondere Kräfte besitzen. Das Beziehen der Bettdecken und Kissen sowie das Umstellen der Betten unterließ man hier am besten in der gesamten Karwoche. Ansonsten drohten Krankheiten.
In der Prignitz wurden die Kinder am Gründonnerstag mit einem Handwagen losgeschickt, um aus dem Wald Moos zu holen. Dieses wurde für die Nester benötigt, in die der Osterhase seine Geschenke legen sollte. Man kann sich vorstellen, mit welcher Begeisterung die Kinder dabei waren. Im 20. Jahrhundert lagen nicht mehr nur Hühnereier in den Moosnestern, sondern die Kinder fanden beim Suchen auch Schokolade und andere Süßigkeiten.
Bräuche am Karfreitag
Am Karfreitag wird der Kreuzigung von Jesus gedacht. Dieser Tag ist daher ein stiller Feiertag, an welchem gefastet werden soll und keine Tanzveranstaltungen oder andere Lustbarkeiten stattfinden. Bis in die 1830er Jahre hinein trugen Prignitzer Dörflerinnen am Freitag vor Ostern ihr bestes schwarzes Kleid. Am Vormittag wurde die Kirche besucht. Der Nachmittag diente besinnlichen Spaziergängen, denn gearbeitet wurde am Karfreitag nicht. In der Prignitz wurde am Karfreitag zwar nicht gefastet, aber es gab keine Fleischspeisen. Als leckere Alternativen dazu reichte man Eierspeisen und Fischgerichte wie zum Beispiel Bierfisch.
Alte Spreewälder fasteten am Karfreitag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Danach war Vorsicht bei der Auswahl der Speisen angebracht, denn das Essen von Fleisch sollte zu Warzen an den Händen, das von Linsen oder Erbsen zu Geschwüren am ganzen Körper führen. Selbst das Trinken von Wasser am Karfreitag barg Gefahren. Dem Wassertrinker sollten die Mücken den ganzen Sommer über reichlich Stiche bescheren. Hausbesitzer konnten ihr Haus vor Unglück bewahren, wenn sie wortlos Birkenreiser am Karfreitag über die Haustür nagelten.
Kinder aus Stolpe, heute einem Ortsteil von Angermünde, sammelten am Karfreitag Moos für ihre Osternester. In einigen Orten der Uckermark machten sich junge Mädchen vor Sonnenaufgang auf, um Osterwasser zu holen. Andernorts war das Holen des Osterwassers erst am Ostersonntag üblich. In Dörfern des Flämings säten Kinder bereits einige Zeit vor Ostern Hafer in Kisten aus, damit der Osterhase die Eier in die grünen Beete legen konnte.
Bräuche am Ostersonnabend
Der Karsamstag galt ganz den Vorbereitungen für das eigentliche Osterfest. Allerorten wurde gebacken, der Braten für den Ostersonntag vorbereitet und die Osternester versteckt. Nachdem es Mode wurde, mussten am Sonnabend auch die Ostereier gefärbt werden. Hierfür verwendete man vor 100 Jahren selten fertige Ostereierfarbe. Stattdessen wurden Eier zum Beispiel mit Zwiebelschalen braun, mit Brennesselwurzeln gelb oder grün, mit Holunderbeeren violettblau und mit Rotkohlblättern rosa gefärbt.
In der Niederlausitz war in der Nacht zum Ostersonntag Zeit für allerlei lustige Streiche. Unter anderem wurden Hoftore aus den Angeln gehoben und Leiterwagen auf Dächer von Nachbarn gebracht. Manche Dorfbewohner konnten sich am nächsten Morgen über Sprüche an ihren Hauswänden freuen oder ärgern. Andere plagten sich mit einem verstopften Schornstein herum.
Ein alter und doch neuer Brauch ist das Osterfeuer am Karsamstag. Zwar zündeten schon unsere Vorfahren zu Ostern Feuer an, aber da dieser Brauch als heidnisch verfemt war, wurden Osterfeuer durch die Brandenburgische Kirchenordnung Mitte des 16. Jahrhunderts verboten. Erneute Verbote erließ König Friedrich Wilhelm I. zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
Das Aufstellen von Osterkronen oder Osterbäumen, wie sie aus Bayern bekannt sind, ist eine recht neue Tradition in Brandenburg, aber immer häufiger zu sehen.
Bräuche am Ostersonntag und am Ostermontag
Der Ostersonntag begann in einigen Orten der Prignitz mit dem Essen des "Osterappels". Auf nüchternen Magen musste ein Apfel gegessen werden, um für den Rest des Jahres gesund zu bleiben. Die Perleberger hielten stattdessen am Morgen des Ostersonntags den hochgestreckten Finger in den Wind, denn es hieß, der Wind käme den ganzen Sommer aus der Himmelsrichtung, aus der er am Ostermorgen weht.
Das Apfelessen am Morgen des Ostersonntags war auch in der Uckermark Brauch. Hier verspeisten ihn die jungen Mädchen vor dem Holen des Osterwassers, denn dieses sollte dann besonders heilkräftig sein.
Das Schöpfen von Osterwasser war in vielen Brandenburger Landkreisen vor Sonnenaufgang am Ostersonntag üblich. Ein weiterer Brauch war das Osterstüpen, welches das Schlagen mit einer Birkenrute zum Austreiben des Winters bezeichnete.
Für Kinder war das Suchen der Osternester der Höhepunkt des Tages. Gesucht wurde im heimischen Garten, bei Regenwetter auch im Haus oder während eines Spaziergangs. Wurden alle Nester und Ostereier gefunden, ging es zunächst in die Kirche. In vielen Orten war danach bei Kindern das Eiertrudeln beliebt.
Jugendliche trafen sich in der Prignitz zu Bewegungs- und Geschicklichkeitsspielen. In der Uckermark hingegen ritten Bauernburschen gemeinsam aus oder traten bei Reiterwettkämpfen gegeneinander an.
In den Orten um Angermünde herum wurden ein Osterpreester und ein Osterköster gewählt, schreibt Dr. Lutz Libert. Mit einer durch bunte, beschriftete Seidenbänder geschmückten Heugabel zogen Gruppen junger Männer angeführt vom Osterpreester am Ostermontag durch die Ortschaften. Der Osterpreester sagte vor jedem Haus einen Spruch von einem Seidenband auswendig auf und die Gruppe erhielt dafür Eier, Speck, Kuchen, Bier, viele andere Köstlichkeiten sowie Geld. Von diesem wurde im Anschluss eine Musikkapelle bezahlt, die beim Oberpreester-Ball für Stimmung sorgte.
Insgesamt sind wenig Bräuche vom Ostermontag überliefert. Üblich waren wohl Verwandtenbesuche, Kirchgänge und in einigen Orten auch das Eiertrudeln als Belustigung für die Kinder.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gehörte der Dienstag als dritter Ostertag zum kirchlichen Kalender. Im Ort Pirow in der Prignitz traf sich die Dorfjugend laut Wolfram Hennies an diesem Tag zu Heischegängen, wie sie auch zur Weihnachts- und Faschingszeit durchgeführt wurden. Bei dem sogenannten Borenleihen, dem Bärenführen, wurde ein junger Bursche mit Erbsstroh umwickelt, welches das Bärenfell darstellte. Der Bär wurde durch einen Bärenführer angetrieben und durch allerlei andere Gestalten begleitet. Auf diese Weise marschierte der Trupp von Hof zu Hof und erbat sich milde Gaben in Form von Speck, Eiern und geistigen Getränken. Manchmal wurde auch Geld gespendet. Das Borenleihen endete mit dem gemeinsamen Verzehr der gespendeten Speisen.
In der Uckermark legten junge Mädchen ihren Verehrern in der Nacht zum Ostermontag gefärbte Eier als Liebesgabe auf ihr Fensterbrett. Sollte die Beziehung weiterbestehen, musste die Anzahl der Eier ungerade sein. Eine gerade Zahl hieß, dass die Beziehung beendet ist.
Quellen:
* Havelländer Jahreslauf - Bräuche und Rezepte, Erika Guthjahr, Heimatverlag Guthjahr, Rathenow 1994
* Im Fläming - Geschichte und Geschichten, Teil 1, Günter Koppehele, Treibgut Verlag, Berlin 2017
* Lexikon der Bräuche und Feste, Manfred Becker-Huberti, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2001 * Prignitzer Bräuche im Jahres- und Lebenslauf, Wolfram Hennies, Die Mark Brandenburg - Verlag für Regional- und Zeitgeschichte, Berlin 2017
* So ist's Brauch. Bräuche und Traditionen im Jahreslauf in der Uckermark und im Barnim, Dr. Lutz Libert, Verlagsbuchhandlung Ehm Welk, Schwedt 2019
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