Weihnachten bei Hoppenstedts
Alle Jahre wieder flimmert sie über die Bildschirme in deutschen Wohnzimmern: Die Familie Hoppenstedt beim Vorbereiten und beim Feiern des Weihnachtsfestes. Wo die Familie Hoppenstedt wohnt, das weiß ich nicht. Ihr Schöpfer Loriot aber ist ein waschechter Brandenburger.
Loriot - Geistiger Vater der Hoppenstedts
Loriot wurde im Jahr 1923 als Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, auch Vicco genannt, in Brandenburg an der Havel geboren. Einer seiner Vorfahren war Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz, der sich im 19. Jahrhundert bei der Verteidigung Berlins gegen Napoleon verdient gemacht hatte. Nach ihm sind die Bülowstraße und der Dennewitzplatz in Berlin benannt.
Loriot lebte nur kurze Zeit in Brandenburg. Ab dem vierten Lebensjahr wohnte er teilweise bei seiner Großmutter in Berlin. 1938 zog die Familie nach Stuttgart. Nach dem Besuch des Gymnasiums, das der junge Vicco mit einem Notabitur verließ, schlug er zunächst die Offizierslaufbahn ein und wurde an der Ostfront eingesetzt. Nach dem Krieg verschlug es ihn nach Northeim in Niedersachsen. Hier besuchte er für sechs Monate erneut ein Gymnasium und legte das reguläre Abitur ab. Im Anschluss studierte er Malerei und Grafik in Hamburg. Zunächst arbeitete von Bülow als Werbegrafiker, später zeichnete er auch Cartoons unter dem Künstlernamen Loriot. Ab Ende der 1960er Jahre entdeckte ihn das Fernsehen. Er moderierte für den Süddeutschen Rundfunk die Sendung "Cartoon". In dieser zeigte er erstmals den Waldmops, von dem heute in Brandenburg verschiedene Varianten als Bronzeskulpturen zu finden sind.
Vicco von Bülow war sehr vielseitig interessiert und begabt. Neben seiner Arbeit als Werbegrafiker und Cartoonist, inszenierte er mehrere Opern, verfasste neue Texte für die Operette Candide von Leonard Bernstein, dirigierte 1982 ein Festkonzert der Berliner Philharmoniker, zeichnete und schrieb Bücher und machte sich als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in den Filmen "Ödipussi" und "Pappa ante portas" sowie mit zahlreichen Fernsehsketchen einen Namen.
Obwohl Loriot seit 1963 in Münsing-Ammerland am Starnberger See lebte, wo er im Jahr 2011 auch starb, blieb er seiner Heimatstadt Brandenburg verbunden. Im Jahr 1993 gründete er hier die Vicco-von-Bülow-Stiftung, die Stipendien an künstlerisch begabte Kinder und Jugendliche für den Besuch einer Musikschule vergibt und die Bewahrung von Kunstschätzen und Denkmälern fördert. Im gleichen Jahr wurde Loriot die Ehrenbürgerschaft der Stadt Brandenburg verliehen.
Die Vicco-von-Bülow-Stiftung unterstützte zum Beispiel die Restaurierung des frühbarocken Taufdeckels in der Brandenburger St. Gotthardtkirche, in der Loriot übrigens getauft wurde. Er engagierte sich darüber hinaus für Spendensammlungen. Dass der Dom St. Peter und Paul sowie die Kapelle St. Petri heute in neuem Glanz erstrahlen, ist teilweise ihm zu verdanken.
Weihnachten bei Hoppenstedts
"Weihnachten bei Hoppenstedts" war erst nur ein einzelner Sketch, den Loriot 1978 für die sechste Folge der Sendereihe "Loriot" erdacht hatte. Der Sketch zeigte, wie chaotisch es an einem Weihnachtsabend in einer deutschen Familie zugehen kann, zu der neben Mutter, Vater und Sohn noch der Opa gehört. Zum geflügelten Wort wurde seitdem der Ausspruch des Großvaters "Früher war mehr Lametta." Teil des Sketches ist zudem das oft zitierte, etwas schwarz-humoristische Gedicht "Advent".
Seit 1997 wird "Weihnachten bei Hoppenstedts" jährlich an Heiligabend und an den Weihnachtstagen in mehreren Sendern der ARD gezeigt. Neben "Weihnacht" gehören dazu "Im Spielzeugladen", "Vertreterkonferenz" und "Vertreterbesuch". Die Sendung ist 25 Minuten lang. Neben Loriot als Opa und Weinvertreter sind unter anderem die unvergessene Evelyn Hamann als Lieselotte, Heinz Meier als Walter und Katja Bodanski als Dicki Hoppenstedt zu sehen.
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