Schnee zu Weihnachten in Berlin und Brandenburg?


Weiße Weihnachtsfeiertage sind ein Traum vieler Menschen. Schaut man sich alte Postkarten an, scheint es früher zu dieser Zeit auch immer geschneit zu haben. Ob das Realität war oder nur eine romantische Vorstellung ist, habe ich versucht herauszufinden.

Dyrotz-Wustermark Havelkanal

Blick auf den Havelkanal bei Dyrotz, 05.12.2016

Im vierten Teil seiner "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" beschreibt Theodor Fontane eine Wanderung nach Malchow hinter Weißensee zur Weihnachtszeit. Er berichtet darin:

"Aus den Schneemassen, die die Felder zu beiden Seiten deckten, wuchsen nur ein paar vertrocknete Grashalme auf und zitterten im Winde, während die Chausseepappeln wie noch oben gekehrte Riesenbesen dastanden."

Das Buch erschien im Jahr 1882. Fontanes Erzählung mag jedoch schon älter sein. Verwundert zeigt er sich nicht über den Schnee. Ob es gegen Ende des 19. Jahrhunderts öfter geschneit als heute?

Beginn der Wetteraufzeichnungen und der kälteste Winter im 18. Jahrhundert

Aber schauen wir es uns genauer an. Bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts gibt es nachweislich Aufzeichnungen zum Wetter in Europa. Einen großen Anteil daran hatte der Berliner Theologe Karl Ludwig Gronau, der sich unter anderem mit Meteorologie und Astrologie befasste.

Gronau soll das Wetter in Berlin bereits seit 1756 beobachtet und aufgezeichnet haben. Da war er erst 14 Jahre alt. Insgesamt dokumentierte er seine Beobachtungen über 70 Jahre hinweg. Er schaute sich dabei nicht nur die Wetterentwicklung in Berlin an, sondern setzte sie in Zusammenhang mit den Temperaturverläufen in Grönland.

Als Gronau im Jahr 1742 geboren wurde, hatte Europa gerade den vermutlich härtesten Winter seit Jahrhunderten hinter sich. Der Winter 1739/40 hielt von Oktober 1739 bis Juni 1740 an.

In Folge der Kälte waren sogar die Ostsee und das adriatische Meer zugefroren und alle Flüsse waren total vereist. Die durchschnittliche Jahrestemperatur für 1740 betrug lediglich 5,35 Grad Celsius.

Zum Vergleich: Im Jahr 2020 lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland bei 10,4 Grad Celsius. Allerdings soll das auch das zweitwärmste Jahr seit 1881 gewesen sein.

Die Jahresmitteltemperatur war in unserer Region sogar noch höher als in Gesamtdeutschland. In Brandenburg betrug sie 10,8 und in Berlin 11,4 Grad Celsius, wodurch Berlin das wärmste Bundesland in diesem Jahr war.

Kältewellen im 20. Jahrhundert

Als Hungerwinter ging der Winter 1946/47 in die Geschichte ein. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg traf er die europäische Bevölkerung besonders stark. Er begann im November 1946 und ging bis März 1947. Es heißt, die Temperaturen stiegen in dieser Zeit nur an fünf Tagen über den Gefrierpunkt.

Eisig war es auch in den Wintern 1953/54, 1962/63, 1968/69, 1978/79, 1986/87 und 1995/96.

Rheinsberg-Schloss

Schloss Rheinsberg im Januar 2017

Schnee am 1. Weihnachtsfeiertag in Berlin und Brandenburg

Nicht immer heißt Kälte aber auch Schneefall und da man sich auf Erinnerungen nicht zu einhundert Prozent verlassen kann, muss eine Statistik über die Schneehöhe bemüht werden.

Eine Auswertung über die Temperaturen und die Schneehöhen am 1. Weihnachtstag ab 1950 hat das Meteorologenteam um Jörg Kachelmann auf der Wetterkanal-Seite für einige deutsche Großstädte erstellt, darunter Berlin.

Demnach war eine Schneehöhe von mehr als einem Zentimeter nur in den folgenden Jahren zu verzeichnen:

  • 1956
  • 1961, 1963 , 1966 , 1968, 1969
  • 1970, 1976
  • 1981, 1986
  • 1995
  • 2000, 2001, 2002, 2009, 2010

In 70 Jahren gab es also nur 16 Mal am 25. Dezember in unserer Region eine durchgehende Schneedecke. Besonders schneereich waren die Jahre 1986 mit 15 Zentimetern, 2000 mit 16 Zentimetern und 2010 mit beachtlichen 31 Zentimetern Schneehöhe in Berlin am 1. Weihnachtsfeiertag.

Marquardt-Schlänitzsee

Schnee in Berlin und Brandenburg an Heiligabend und beiden Weihnachtsfeiertagen

Werden alle drei Weihnachtstage zusammen betrachtet, sieht es hinsichtlich der weißen Weihnacht schon anders aus, meint die Märkische Allgemeine (MAZ) im Dezember 2018 in einem Artikel.

Die Redakteure berufen sich auf Daten vom Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf dem Telegrafenberg in Potsdam. Zwischen 1918 und 2017 soll Brandenburg in fast der Hälfte der Jahre etwas Schnee an wenigstens einem der drei Tage beschert worden sein.

In diesem Fall wird allerdings nicht von einer geschlossenen Schneedecke ausgegangen, sondern etwas Schneegraupel oder Schneereste werden mitgezählt.

Die weiße Weihnacht in Berlin und Brandenburg bleibt also eher die Ausnahme als die Regel.

Werder-Havel-Am Wasser

An der Havel in Werder, 26.12.2015



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