Weihnachtslieder


Notenschlüssel Detail

In der Weihnachtszeit wird oft und gern gesungen. Es gibt daher eine fast unüberschaubare Anzahl an Weihnachtsliedern, die entweder weltlichen oder kirchlichen Charakters sind. Auch in Brandenburg oder von Brandenburgern wurden Weihnachtslieder geschrieben. Einige stelle ich hier vor.

Als die ältesten Weihnachtslieder in unseren Breitengraden werden Hymnen in lateinischer Sprache angesehen, die in Klöstern oder Kirchen zur Heiligen Messe oder zu Stundengebeten gesungen wurden. Erst ab dem 17. Jahrhundert wurden Weihnachtslieder auch außerhalb religiöser Zeremonien bei privaten Andachten im eigenen Haus gesungen. Außerdem wurde damit begonnen, Weihnachtslieder in deutscher Sprache in Gesangbüchern abzudrucken. Dazu gehört auch das evangelische Weihnachtslied "Ich steh an deiner Krippen" hier, dessen Text von Paul Gernhardt stammt.

Paul Gerhardt war ein evangelisch-lutherischer Theologe, der zwar im sachsen-anhaltinischen Gräfenhainichen geboren wurde, aber nach Schulzeit und Studium ab 1643 in Berlin, Mittenwalde und Lübben lebte. Er gilt als einer der bedeutendsten Kirchenlieddichter, die in deutscher Sprache schrieben. Seine Lieder wurden in zahlreichen Gesangsbüchern abgedruckt und werden noch heute zu Gehör gebracht. An das Wirken von Paul Gerhardt erinnern unter anderem eine Gedenkplatte an der Nikolaikirche in Berlin sowie Standbilder in Lübben und Mittenwalde. Außerdem sind Chöre, Schulen, Stifte und Kirchen sowie ein Wanderweg zwischen Berlin, Mittenwalde und Lübben nach ihm benannt.

Ab dem 18. Jahrhundert entstanden zunehmend weltliche Weihnachtslieder und es fanden Lieder aus anderen Ländern ihren Weg in die weihnachtliche geschmückten deutsche Wohnzimmer. Auch in der DDR sangen die Menschen im Advent und zum Weihnachtsfest traditionelle oder neue Weihnachtslieder. Zwei der bekanntesten sind "Vorfreude, schönste Freude" und "Sind die Lichter angezündet", die Erika Engel-Wojahn im Land Brandenburg schrieb.

Fröhlich soll mein Herze springen

Text: Paul Gerhardt, Melodie: Johann Crüger

Wie bei allen Liedern von Paul Gerhardt handelt es sich auch bei "Fröhlich soll mein Herze springen" um ein evangelisch-lutherisches Kirchenlied. Es entstand zu Beginn der 1650er Jahre entweder in Berlin oder bereits in Mittenwalde. Wie "Ich steh an deiner Krippen" wurde das Lied im Gesangbuch "Praxis Pietatis Melica" abgedruckt. Der Herausgeber Johann Crüger verfasste die Melodie dazu.

Ursprünglich hat das Lied 15 Strophen. Im Evangelischen Gesangbuch sind heute nur noch 12 davon abgedruckt.

1. Fröhlich soll mein Herze springen
dieser Zeit,
da vor Freud
alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
alle Luft
laute ruft:
Christus ist geboren!

2. Heute geht aus seiner Kammer
Gottes Held,
der die Welt
reißt aus allem Jammer.
Gott wird Mensch, dir, Mensch, zugute,
Gottes Kind,
das verbindt
sich mit unserm Blute.

3. Sollt uns Gott nun können hassen,
der uns gibt,
was er liebt
über alle Maßen?
Gott gibt, unserm Leid zu wehren,
seinen Sohn
aus dem Thron
seiner Macht und Ehren.

4. Er nimmt auf sich, was auf Erden
wir getan,
gibt sich dran,
unser Lamm zu werden,
unser Lamm, das für uns stirbet
und bei Gott
für den Tod
Gnad und Fried erwirbet.

5. Nun er liegt in seiner Krippen,
ruft zu sich
mich und dich,
spricht mit süßen Lippen:
„Lasset fahrn, o liebe Brüder,
was euch quält,
was euch fehlt;
ich bring alles wieder.

6. Ei so kommt und laßt uns laufen,
stellt euch ein,
groß und klein,
eilt mit großen Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
schaut den Stern,
der euch gern
Licht und Labsal gönnet.

7. Die ihr schwebt in großem Leide,
sehet, hier
ist die Tür
zu der wahren Freude;
faßt ihn wohl, er wird euch führen
an den Ort,
da hinfort
euch kein Kreuz wird rühren.

8. Wer sich fühlt beschwert im Herzen,
wer empfind’t
seine Sünd
und Gewissensschmerzen,
sei getrost: hier wird gefunden,
der in Eil
machet heil
die vergift’ten Wunden.

9. Die ihr arm seid und elende,
kommt herbei,
füllet frei
eures Glaubens Hände.
Hier sind alle guten Gaben
und das Gold,
da ihr sollt
euer Herz mit laben.

10. Süßes Heil, laß dich umfangen,
laß mich dir,
meine Zier,
unverrückt anhangen.
Du bist meines Lebens Leben;
nun kann ich
mich durch dich
wohl zufrieden geben.

11. Ich bin rein um deinetwillen:
Du gibst g’nug
Ehr und Schmuck,
mich darein zu hüllen.
Ich will dich ins Herze schließen,
o mein Ruhm!
Edle Blum,
laß dich recht genießen.

12. Ich will dich mit Fleiß bewahren;
ich will dir
leben hier,
dir will ich hinfahren;
mit dir will ich endlich schweben
voller Freud
ohne Zeit
dort im andern Leben.

Ich steh an deiner Krippen hier

Text: Paul Gerhardt, Melodie: Martin Luther oder J. S. Bach

Das Lied "Ich steh an deiner Krippen hier" von Paul Gerhardt wurde im Jahr 1653 in dem bedeutenden protestantischen Gesangbuch "Praxis Pietatis Melica" abgedruckt, das sowohl für den zeremoniellen als auch privaten Gebrauch gedacht war. Herausgeber war der Komponisten und Kantor Johann Crüger. In der Ausgabe von 1653 druckte Crüger 64 Werke von Gerhardt ab. In der vorherigen Ausgabe von 1647 waren es 18 und in der letzten Ausgabe von 1661 kamen noch einmal acht hinzu. Gerhardt war also ein Mann mit großer Schaffenskraft und vielen Ideen.

Gerhardts Weihnachtslied hat insgesamt 15 Strophen, wovon im aktuellen Evangelischen Gesangbuch nur neun abgedruckt sind. Als Melodie wird wahlweise eine Komposition von Martin Luther zu dem Lied "Nun freut euch, lieben Christen g’mein" oder eine eigens von Johann Sebastian Bach für Gerhardts Text komponierte genutzt.

1. Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesu, du mein Leben;
ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin
und laß dir’s wohlgefallen.

2. Da ich noch nicht geboren war,
da bist du mir geboren
und hast mich dir zu eigen gar,
eh ich dich kannt, erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht,
da hast du schon bei dir bedacht,
wie du mein wolltest werden.

3. Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht’,
wie schön sind deine Strahlen!

4. Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O daß mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
daß ich dich möchte fassen!

5. Wann oft mein Herz im Leibe weint
und keinen Trost kann finden,
rufst du mir zu: „Ich bin dein Freund,
ein Tilger deiner Sünden.
Was trauerst du, o Bruder mein?
Du sollst ja guter Dinge sein,
ich zahle deine Schulden.

6. O daß doch so ein lieber Stern
soll in der Krippen liegen!
Für edle Kinder großer Herrn
gehören güldne Wiegen.
Ach Heu und Stroh ist viel zu schlecht,
Samt, Seide, Purpur wären recht,
dies Kindlein drauf zu legen!

7. Nehmt weg das Stroh,
nehmt weg das Heu,
ich will mir Blumen holen,
daß meines Heilands Lager sei
auf lieblichen Violen;
mit Rosen, Nelken, Rosmarin
aus schönen Gärten will ich ihn
von oben her bestreuen.

8. Du fragest nicht nach Lust der Welt
noch nach des Leibes Freuden;
du hast dich bei uns eingestellt,
an unsrer Statt zu leiden,
suchst meiner Seele Herrlichkeit
durch Elend und Armseligkeit;
das will ich dir nicht wehren.

9. Eins aber, hoff ich, wirst du mir,
mein Heiland, nicht versagen:
daß ich dich möge für und für
in, bei und an mir tragen.
So laß mich doch dein Kripplein sein;
komm, komm und lege bei mir ein
dich und all deine Freuden.

Sind die Lichter angezündet

Text: Erika Engel, Melodie: Hans Sandig

Das Lied "Sind die Lichter angezündet, beruht auf dem Gedicht "Weihnachtsfreude", das die Lyrikerin und Kinderbuchautorin Erika Engel um 1950 herum in der DDR schrieb. Erika Engel, später Engel-Wojahn, war gebürtige Berlinerin, lebte aber ab 1945 in Bergholz-Rehbrücke und später in Potsdam. Die Melodie zu dem Weihnachtslied stammt von dem Komponisten, Dirigenten und Chorleiter Hans Sandig, der später unter anderem Leiter des Kinderchors vom Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig war.
Ein weiteres bekanntes Weihnachtslied von Erika Engel ist "Vorfreude, schönste Freude".

1. Sind die Lichter angezündet
Freude zieht in jeden Raum
Weihnachtsfreude wird verkündet
Unter jedem Lichterbaum
Leuchte Licht mit hellem Schein
Überall, überall soll Freude sein

2. Süße Dinge, schöne Gaben
Gehen nun von Hand zu Hand
Jedes Kind soll Freude haben
Jedes Kind in jedem Land
Leuchte Licht mit hellem Schein
Überall, überall soll Freude sein

3. Sind die Lichter angezündet
Rings ist jeder Raum erhellt
Weihnachtsfriede wird verkündet
Zieht hinaus in alle Welt
Leuchte Licht mit hellem Schein
Überall, überall soll Friede sein

Süßer die Glocken nie klingen

Text: Friedrich Wilhelm Kritzinger, Melodie: Volksweise

Autor des Textes war der Theologe Friedrich Wilhelm Kritzinger, der in Lehnin geboren wurde. Er besuchte dort auch die Klosterschule, bevor an das Gymasium der Ritterakademie auf der Dominsel in Brandenburg wechselte. Kritzinger schrieb zahlreiche religiöse Gedichte und Liedtexte. "Süßer die Glocken nie klingen" dürfte jedoch sein bekanntester Text sein. Die Melodie zu dem Lied stammt nicht von ihm, sondern wurde dem thüringischen Volkslied "Dort sinket die Sonne im Westen" entlehnt, das wiederum ein gleichnamiges Kunstlied von Ernst Heinrich Schwabe aus dem 18. Jahrhundert zum Paten hatte. Das Weihnachtslied von Kritzinger soll zum ersten Mal im Jahr 1860 erklungen sein. Seit Ende des 19. Jahrhunderts findet es sich in zahlreichen Liederbüchern. Es sind unterschiedliche Fassungen überliefert. In seinem Buch "Weihnachtsbüchlein für Schule und Haus" veröffentlichte Kritzinger seinen Liedtext im Jahr 1866 so:

1. Süßer die Glocken nie klingen,
Als zu der Weihnachtszeit,
Ist, als ob Engelein singen
Wieder von Frieden und Freud’,
Wie sie gesungen in seliger Nacht!
Glocken mit heiligem Klang,
Klingt doch die Erde entlang.

2. O wenn die Glocken erklingen,
Schnell sie das Christkindlein hört:
Thut sich vom Himmel dann schwingen,
Eilet hernieder zur Erd’.
Segnet den Vater, die Mutter, das Kind; Glocken mit heiligem Klang,
Klingt doch die Erde entlang!

3. Klinget mit lieblichem Schalle
Ueber die Meere noch weit,
Daß sich erfreuen doch Alle
Seliger Weihnachtszeit,
Alle aufjauchzen mit einem Gesang!
Glocken mit heiligem Klang,
Klingt doch die Erde entlang!

Vorfreude, schönste Freude

Text: Erika Engel, Melodie: Hans Naumilkat

"Vorfreude, schönste Freude" ist ein Adventslied. Der Text stammt aus der Feder von Erika Engel-Wojahn, die Melodie komponierte Hans Naumilkat. Im Jahr 1970 sangen die Kinder vom Rundfunkchor Leipzig das dreistrophige Lied für die Schallplatte "Bald nun ist Weihnachtszeit" ein. Die Platte erschiend beim DDR-Label Eterna.

1. Vorfreude, schönste Freude,
Freude im Advent.
Tannengrün zum Kranz gewunden,
Rote Bänder dreingebunden,
Und das erste Lichtlein brennt.
Erstes Leuchten im Advent,
Freude im Advent.

2. Vorfreude, schönste Freude,
Freude im Advent.
Heimlichkeit im frühen Dämmern,
Basteln, stricken, rascheln, hämmern,
Und das zweite Lichtlein brennt.
Heimlichkeiten im Advent,
Freude im Advent.

3. Vorfreude, schönste Freude,
Freude im Advent.
Was tut Mutti, könnt ihrs raten?
Kuchen backen, Äpfel braten,
Und das dritte Lichtlein brennt.
Süße Düfte im Advent,
Freude im Advent.

4. Vorfreude, schönste Freude,
Freude im Advent.
Kinderstimmen leise, leise,
üben manche frohe Weise,
Und das vierte Lichtlein brennt.
Lieder klingen im Advent,
Freude im Advent.



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