Alraune in der Literatur


Im Jahre 1916 erschien ein phantastischer Roman von Hanns Heinz Ewers: „Alraune. Die Geschichte eines lebenden Wesens“, in dem der Autor die uralte Sage um die Alraunwurzel mit der modernen Wissenschaft verknüpfte.

„Wie willst du leugnen“, beginnt Ewers sein Buch, „dass es Wesen gibt – keine Menschen, keine Tiere – seltsame Wesen, die aus der verruchten Lust absurder Gedanken entsprangen?“

Der Inhalt

Abstruse Gedanken hegt der Geheimrat Jakob ten Brinken. Nachdem er die Alraunen-Sage gehört hat, beschließt er, auf Anraten seines Neffen Frank Braun, ein Alraunwesen zu schaffen:

„eines, das lebt, eines das Fleisch hat und Blut“.

Als Mutter wird die Dirne Alma Raune ausgewählt, als Vater der Bergarbeiter Peter Weinand Noerrissen, der zum Tode durch das Beil verurteilt worden war. Kurz vor der Hinrichtung entnimmt ten Brinken dem Delinquenten das letzte Sperma und befruchtet die Dirne damit. Neun Monate später wird Alma eines gesunden Mädchens entbunden und stirbt bei dessen Geburt.

Das Kind, das Alraune getauft wird, adoptiert der Geheimrat und setzt es als alleinigen Erben ein. Das Mädchen bringt dem Adoptivvater zunächst Reichtum und Glück, später jedoch Verderben und Tod, ganz so, wie es der Sage nach auch die Wurzel tut.

Die Männer, die sich um Alraune bemühen, gehen an der Liebe zu ihr zugrunde. Einzig Frank Braun gelingt es, die Zuneigung der jungen Frau zu gewinnen. Nachdem Alraune von ihrer Herkunft erfahren hat, stürzt sie sich vom Dach des Herrenhauses.

Hanns Heinz Ewers rückte das Problem der künstlichen Befruchtung in den Mittelpunkt seiner Geschichte und nicht die Belebung des Wurzelwesens. Das Mädchen Alraune ist einerseits das Produkt wissenschaftlicher Experimente, andererseits wird die übernatürliche Herkunft ihres Wesens betont.

Die Alraunwurzel erscheint aber auch in anderen Werken. In Shakespeares „Romeo und Julia“ IV wird die Alraunwurzel, auch Mandragora genannt, in der 3. Szene erwähnt. Julia malt sich die Schrecknisse aus, die sie im Falle zu frühen Erwachens in der Gruft erdulden müßte:

"Weh, weh! Könnt es nicht gleich geschehen, dass ich
Zu früh erwachend – und nun ekler Dunst,
Gekreisch wie von Alraunen, die man aufwühlt,
Das Sterbliche, die‘s hören, sinnlos macht ..."

In Achim von Armins „Isabella von Ägypten, Kaiser Karl des Fünften erste Jugendliebe“ wird die Alraune zu einer handelnden Person, die als böses Schicksal über Bella wacht, welche ihr das Leben geschenkt hat. Bella hatte einstmals in einem Zauberbuch von der Pflanze gelesen und gehofft, durch diese ihre eigenen Träume und die Träume ihres Volkes erfüllen zu können. Das Alraunmännchen aber wurde größer und größer, beanspruchte immer mehr Pflege und verfolgte Bella mit glühender Eifersucht.

Der französische Comic „Mandragora“ von Caza aus dem Jahre 1980 verknüpft die Entstehungssage der Alraune mit dem Filmmythos des männerbetörenden Vamps.

„Mandy“, ein mexikanischer Comic, erschienen 1984, parodiert den Roman und die Filmfassungen: Ancieto, ein Zauberer, findet eine Alraunwurzel, die er in eine schöne Dame verwandelt. Diese übt eine so große sexuelle Anziehung auf ihn aus, dass er schließlich die Kontrolle über sich selbst und seine magische Kraft einbüßt.


Quelle:

* Mythen, Monster und Maschinen - Der künstliche Mensch im Film, Heike Jestram, Kindle Ausgabe 2011



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